Die Übersetzungsmethode

Die NGÜ vereint natürliche, zeitgemäße Sprache mit Präzision. Von persönlichem Bibellesen bis hin zum systematischen Bibelstudium bietet die NGÜ eine tiefe und genaue Erforschung des Wortes Gottes.

Die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) ist eine sogenannte kommunikative Bibelübersetzung, das heißt, sie setzt auf eine natürliche und zeitgemäße Sprache. Das Besondere der NGÜ innerhalb der Familie der kommunikativen Bibelübersetzung ist ihre hohe inhaltliche Genauigkeit. In den von der Deutschen Bibelgesellschaft entwickelten Qualitätssiegeln für ihre Bibelübersetzungen wird die NGÜ als „die Exakte“ charakterisiert. Sie eignet sich daher nicht nur für das persönliche Bibellesen, sondern auch für das systematische Bibelstudium.

Um die Genauigkeit zu gewährleisten, ist der Text zudem mit ausführlichen Randnoten versehen. Diese weisen lesefreundlich und verständlich auf den Wortlaut des Originaltextes, Deutungsvarianten und andere Übersetzungsmöglichkeiten hin. Schlüsselbegriffe werden mithilfe von Querverweisen einheitlich wiedergegeben und erleichtern so das Erkennen thematischer Zusammenhänge. So wird ein hohes Maß an Verständlichkeit erreicht. Auf diese Weise möchte die NGÜ das Vertrauen in die Bibel fördern und einen neuen Zugang zu Gottes Wort ermöglichen.

Die Übersetzungsmethode setzt auf Verständlichkeit

Die Neue Genfer Übersetzung wurde und wird mithilfe der kommunikativen Übersetzungsmethode aus dem Urtext ins Deutsche übersetzt. Diese Methode bezeichnet man auch als funktional-äquivalent. Im Gegensatz zur wortgetreuen Übersetzung würde eine dynamisch-äquivalente Übersetzung ihr Augenmerk vor allem auf die Verständlichkeit in der Zielsprache richten. Die NGÜ sucht das funktionale sprachliche Äquivalent. Was im Urtext eigentlich gemeint war, soll so verständlich wie möglich in der Zielsprache ausgedrückt werden – in dem sprachlichen Äquivalent, das wir für die Sache verwenden würden. Hier verbinden sich die Horizonte der Ur- und der Zielsprache.

 

Die Textgrundlage

Dem Neuen Testament der Neuen Genfer Übersetzung liegt der griechische Text der 27. Auflage des Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland zugrunde. Dem Alten Testament der Text der Biblia Hebraica Stuttgartensia.

Die Übersetzung – zwei Beispiele

Jakob und sein Bruder Esau begegnen sich zum ersten Mal, viele Jahre nachdem Jakob seinen Bruder betrogen hatte. Jakob hat Angst, dass Esau sich rächen will, und sendet ihm viele Geschenke, um seinen Zorn zu besänftigen. Esau jedoch begrüßt Jakob herzlich und will Jakobs Geschenke nicht annehmen. Jakob bittet Esau, dies doch zu tun, und sagt:

כִּ֣י עַל־כֵּ֞ן רָאִ֣יתִי פָנֶ֗יךָ כִּרְאֹ֛ת פְּנֵ֥י אֱלֹהִ֖ים וַתִּרְצֵֽנִי׃

Die wortgetreue revidierte Elberfelder Übersetzung übersetzt den Satz mit: „Denn ich habe ja doch dein Angesicht gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht, und du hast Gefallen an mir gehabt.

Wörtlich übersetzt ist es schwierig zu verstehen, warum Jakob das Angesicht seines Bruders wie „das Angesicht Gottes“ ansieht. In der dynamischen Übersetzung ist dies aufgelöst, der Text ist eingängig:

Du hast mich so freundlich aufgenommen! Als ich dich sah, war mir, als ob ich Gott selbst sehen würde!” (“Neues Leben”-Bibel).

Aber das „Angesicht“ Gottes ist ja ein wichtiger Begriff, der z.B. auch den Aaronitischen Segen prägt. Dieser Begriff geht verloren. Die NGÜ löst das hebräische Sprachbild auf und formuliert, was eigentlich gemeint ist – gibt aber die wörtliche Formulierung in der Anmerkung an. Es wird transparent, was der Urtext sagt, und der biblische Begriff geht nicht verloren:

NGÜ

1. Mose 33,10

Du bist so freundlich zu mir! Wenn ich dich anschaue, ist mir,
als würde ich Gott sehen, der sich mir zuwendet1.

1. MOSE 33,10

 

  1W als würde ich Gottes Angesicht sehen 

 

2. Mose 28, 38

Der Hohepriester sollte ein kleines Metallschild an seinem Turban tragen, auf dem „Heilig dem Herrn“ stand:

 וְהָיָ֤ה עַל־מִצְחֹו֙ תָּמִ֔יד לְרָצֹ֥ון לָהֶ֖ם לִפְנֵ֥י יְהוָֽה׃

Die revidierte Elberfelder übersetzt den Satz nahezu wörtlich: „Und es soll beständig an seiner Stirn sein zum Gefallen für sie vor dem HERRN.” Die „Neues Leben”-Bibel gibt ihn freier wieder: „Er soll es immer tragen, damit der Herr sie annimmt. “

Sowohl die wörtliche als auch die dynamische Übersetzung helfen hier nicht wirklich, den intendierten Sinn zu verstehen. Die wörtliche bleibt recht unverständlich, die dynamischer vereinfacht sehr stark. Hier ist also etwas Erklärung und freie Wiedergabe nötig:

Tatsächlich ist daran gedacht, dass Aaron das Schild während seines Dienstes im Heiligtum tragen sollte – deshalb ist das in Anführungszeichen ergänzt. Und das „Gefallen finden“ meint, dass Gott die Opfergaben der Israeliten annimmt. Der wörtliche Text ist wieder angefügt. Dass es sich um das Opfer handelt, ist die wahrscheinlichste Annahme – es könnte aber auch gemeint sein, dass Gott durch das Befolgen der Anweisungen an sich den Israeliten wohlgesonnen sein wird.
Diese Interpretationsmöglichkeit ist als Alternative angegeben.

NGÜ

Aaron soll das kleine Schild ´während seines Dienstes am Heiligtum`
ständig tragen. Dann werde ich, der HERR, die Gaben der Israeliten
annehmen.1 

2. MOSE 28,38

 

1Od … ständig tragen. Dann werde ich, der HERR, den Israeliten wohlgesonnen bleiben.
W …ständig tragen, zum Gefallen an ihnen bei dem HERRN.